So findest du den passenden ETF - Die wichtigsten Auswahlkriterien im Überblick (2024)

ETFs (Exchange Traded Funds) sind bei Anlegern überaus beliebt, denn sie ermöglichen es, kostengünstig in ganze Märkte zu investieren und damit das eigene Portfolio zu diversifizieren und das Risiko zu streuen. Und mit der Beliebtheit steigt auch das Angebot. Mittlerweile gibt es unzählige ETFs verschiedenster Anbieter, was Anlegern zwar auf der einen Seite vielfältige Investitionsmöglichkeiten bietet, es ihnen auf der anderen Seite aber auch schwerer macht, sich für einen ETF zu entscheiden. Wir wollen daher einen Blick auf die wichtigsten Faktoren werfen, die du beim Handeln mit ETFs beachten solltest.

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Anlageklasse

Im ersten Schritt sollte die Anlageklasse definiert werden, auf der der ETF basieren soll. Grundsätzlich werden Anlagen mit ähnlichen Merkmalen als Anlage- oder auch Assetklasse bezeichnet. Die bekanntesten und beliebtesten ETFs sind Aktien-ETFs, aber mittlerweile kann über ETFs auch in viele andere Anlageklassen wie Rohstoffe oder Kryptowährungen investiert werden. Unterschiedliche Anlageklassen können in ihren Kursbewegungen durchaus stark gegensätzlich verlaufen, weshalb es wichtig ist, sich vorab mit dem einzelnen Assetklassen auseinanderzusetzen, um den passenden ETF für sich zu finden.

Indexwahl

Bei einem ETF handelt es sich um einen börsengehandelten Indexfonds. Dieser bildet die Wertentwicklung eines Index nach. Die Wahl des Index entscheidet darüber, in welchen Markt investiert wird und ist daher essentiell bei der Entscheidung für einen ETF. Der zugrundeliegende Index kann sich auf eine bestimmte Region oder aber auch eine bestimmte Branche bzw. ein bestimmtes Thema beziehen. So investierst du beispielsweise mit einem ETF auf den DAX in die 40 größten deutschen Aktienunternehmen, mit einem ETF auf den MSCI World in etwa 1.600 Unternehmen der ganzen Welt und mit einem ETF auf den Renewable Energy Industrial Index in die wichtigsten Unternehmen aus dem Sektor Erneuerbare Energien.

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Replikationsart

Bei der Abbildung des entsprechenden Index haben Anleger die Wahl zwischen physisch und synthetisch replizierenden ETFs. Bei der physischen Replikation wird die originale Zusammensetzung des Index fast identisch erworben. So wird bei einem ETF auf den DAX beispielsweise in die Wertpapiere aller 40 DAX-Unternehmen investiert. Da sich eine identische Nachbildung bei größeren Indizes wie dem MSCI World mit ca. 1.600 Titeln weitaus schwieriger gestaltet, wird oftmals auf das sogenannte "Sampling" zurückgegriffen. Dabei verzichtet der Anbieter auf bestimmte Titel - in der Regel auf Werte mit einem geringen Anteil am Index. Das reduziert den Umfang des ETF, aber garantiert dennoch eine sehr genaue Nachbildung. Zudem können durch die Sampling-Methode im Vergleich zur physischen Vollreplikation Kosten gespart werden.

Im Gegensatz dazu greifen synthetisch replizierende ETFs, auch SWAP-ETFs genannt, auf ein Tauschgeschäft zurück, durch das der Index künstlich nachgebildet wird. Dafür schließt der ETF-Anbieter einen außerbörslichen Vertrag mit einem Kreditinstitut ab. Das Geld der Anleger wird dabei aber nicht in die Werte des entsprechenden Index investiert, sondern in ein Trägerportfolio, das der ETF-Anbieter hält und welches in der Regel aus großen Aktienwerten und unter Umständen auch Staatsanleihen besteht. Das Kreditinstitut garantiert dem ETF-Anbieter die Rendite des Index und erhält im Gegenzug die Rendite des Trägerportfolios. Die Indexnachbildung durch einen synthetischen ETF ist meist genauer, birgt aber das sogenannte Kontrahenten-Risiko, also das Risiko, dass das Kreditinstitut pleite geht. Aufgrund einer EU-Regelung, die vorgibt, dass der Unterschied zwischen beiden Portfolios maximal 10 % betragen darf, liegt auch das Kontrahenten-Risiko bei maximal 10 %.

Ausschüttungsart

Ausschüttende ETFs schütten - wie der Name schon sagt - die Erträge des ETFs direkt an dich aus. Je nach ETF kann dies monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich erfolgen. In steuerlicher Hinsicht kann diese Methode von Vorteil sein, da du den jährlichen Steuerfreibetrag ausnutzen kannst. Sie eignet sich zudem, wenn du dir ein regelmäßiges passives Einkommen aufbauen willst. Zwar hast du auch die Möglichkeit, die Erträge selbständig erneut zu investieren, allerdings ist dies mit mehr Aufwand verbunden und es fallen je nach Broker Transaktionskosten an.

Bei thesaurierenden ETFs werden Erträge aus Zinsen und Dividenden hingegen nicht ausgezahlt, sondern automatisch reinvestiert, was bequem und kostengünstig ist. Der große Vorteil von thesaurierenden ETFs ist zudem der Zinseszinseffekt. Durch die Reinvestition von Erträgen vergrößert sich der Wert deines ETF-Anteils, wodurch auch die Zinsen und Dividenden mit der Zeit höher ausfallen. Auf diese Weise wächst dein Vermögen langfristig überproportional. Beim Verkauf deiner Anteile kann allerdings nur der Steuerfreibetrag des entsprechenden Jahres genutzt werden, weshalb die steuerlichen Abgaben insgesamt höher sind als bei einem ausschüttenden ETF.

Tracking Difference & Wertentwicklung

Um die Genauigkeit der Indexreplikation eines ETF zu bestimmen, wird die sogenannte Tracking Difference genutzt. Sie ist die Differenz zwischen ETF und Vergleichsindex und zeigt, wie groß die Abweichung zwischen den Performances ist. Beeinflusst wird die Tracking Difference durch Faktoren wie Transaktionskosten, Steuern oder Dividenden-Zuflüsse.

Die Betrachtung der Wertentwicklung ist vor allem beim Vergleich von ETFs auf den gleichen Index sinnvoll. Dabei sollten möglichst verschiedene Zeiträume betrachtet werden, um einen bestmöglichen Eindruck der jeweiligen Performance zu erhalten. Allerdings ist hier anzumerken, dass die vergangene Wertentwicklung natürlich keine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung gibt und sie deshalb zwar in die Gesamtbewertung eines ETF einfließt, aber nicht ausschließliches Entscheidungskriterium sein sollte. Bedeutsamer für die zukünftige Wertentwicklung sind die Kosten, da sich eine Erhöhung oder Senkung derer auf die zukünftige Wertentwicklung auswirkt.

Kosten

ETFs stellen grundsätzlich eine kostengünstige Anlagemöglichkeit dar. Da die Indexnachbildung passiv erfolgt, fallen hier keine Kosten für das aktive Management wie bei Investmentfonds an. Damit gibt es kaum einen günstigeren Weg, um in ganze Märkte zu investieren. Dennoch solltest du die Kosten bei der Auswahl eines ETFs im Blick behalten, da sich diese langfristig auf die Rendite und somit deinen Anlageerfolg auswirken. Je niedriger die Kosten, desto höher sollte die Rendite über einen längeren Zeitraum betrachtet ausfallen.

Um die laufenden Kosten eines ETF einschätzen zu können, solltest du dir zunächst den Total Expense Ratio (TER) ansehen. Dieser gibt die jährlichen Gesamtkosten für einen ETF an, die sich hauptsächlich aus Verwaltungsgebühren, Lizenzgebühren und Vermarktungskosten zusammensetzen. Die TER wird direkt vom ETF-Anbieter erhoben und abgezogen. Da die Angabe des TER in Deutschland gesetzlich verpflichtend ist, kann dieser auf der Webseite des Anbieters oder im Factsheet des ETF transparent eingesehen werden.

Je nach Broker fallen beim ETF-Handel Ordergebühren für den Kauf und Verkauf bzw. für die monatliche Sparrate an. Hier macht es also Sinn sich für einen Broker mit geringen oder keinen Order- und Sparplangebühren zu entscheiden. Indirekt wirken sich aber auch andere Kosten wie Kontoführungsgebühren aus. Eine Gegenüberstellung der anfallenden Gebühren bei verschiedenen Brokern findest du hier.

Bei der Kostenbetrachtung sollten zudem Spreads und Börsenplatzgebühren nicht außer Acht gelassen werden. Spreads sind Gebühren, die sich aus der Differenz von Kauf- zu Verkaufskurs ergeben. Bei hohen Spreads zahlen Anleger also mehr für den jeweiligen ETF. In der Regel sind Spreads bei außerbörslichem Handel bzw. beim Handel außerhalb der Börsenzeiten höher. Außerdem können Kosten durch die jeweilige Börse entstehen, an der der ETF gehandelt wird.

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Fondsvolumen

Ein weiteres wichtiges Kriterium, das du bei der ETF-Auswahl beachten solltest, ist das Fondsvolumen. Es zeigt, wie viel Geld in einen ETF investiert ist. Dabei gilt - je größer das Fondsvolumen, desto besser. Denn ein großes Fondsvolumen lässt darauf schließen, dass der ETF bereits am Markt etabliert ist, was zum einen das Risiko, dass der ETF vom Markt genommen wird, reduziert, und zum anderen meist mit niedrigeren Kosten einhergeht, da größere ETFs für deren Anbieter rentabler sind. Dennoch gibt es natürlich auch ETFs, die gewissen Nischen-Themen bedienen und deshalb von Grund auf ein kleineres Fondsvolumen haben. Diese sollten in etwa ein Fondsvolumen von 50 Mio. € haben, während große ETFs schon ca. 150 Mio. € erreicht haben sollten.

Fondsanbieter & Broker

Anlegern steht mittlerweile eine Vielzahl an ETF-Anbietern und Brokern zur Verfügung. Da sich diese insbesondere im Hinblick auf das Angebot und die Kosten unterscheiden, lohnt es sich, vorab Zeit in die Recherche nach dem passenden ETF-Anbieter und Broker zu investieren. Wer Investitionen per monatlicher Sparrate bevorzugt, sollte zudem auf die Sparplanfähigkeit achten. In unseren Vergleichen und Einzelberichten findest du viele hilfreiche Informationen zum ETF- und Sparplanangebot sowie den Gebührenstrukturen verschiedener Broker.

Grundsätzlich sollte ein ETF immer zur eigenen Anlagestrategie und den persönlichen Zielsetzungen passen. Zudem sollten ETFs nicht zum traden, sondern vielmehr für langfristige Investitionen genutzt werden. Eine gute Recherche vorab anhand der oben genannten Kriterien hilft dir, einen passenden ETF zu finden und auch über längere Zeit am Ball zu bleiben.

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