Investment Banking Schweiz: CS verhalten optimistisch für 2023 (2024)

Das weltweite Geschäft mit den grossen Firmendeals und Hebelkrediten ist 2022 arg ins Stocken geraten, die grossen Investmentbanken sparen. Der kleine Schweizer Markt kann aber wieder etwas Hoffnung schöpfen.

Investment Banking Schweiz: CS verhalten optimistisch für 2023 (1)

Nach dem Rekordjahr 2021 herrscht im Investment Banking Katerstimmung – weltweit. Goldman Sachs baut im grossen Stil Stellen ab, Morgan Stanley zieht nach. Die jüngst erschienenen Geschäftszahlen haben nur bestätigt, was sich bereits abgezeichnet hatte.

Es erstaunt daher wenig, dass auch die Erlöse im Schweizer Investment Banking rückläufig waren: Von 996 Millionen Dollar im Jahr 2021 auf noch 734 Millionen Dollar, wie die Schweizer Investment-Banking-Einheit der Credit Suisse (CS) an ihrem jährlichen Marktausblick am Mittwoch darlegte.

Das Glas ist nicht ganz leer

Doch während sich die CS als Ganzes bekanntlich in einer schweren Krise befindet, konnte sich der Schweizer Arm ihrer Investmentbank 2022 vergleichsweise gut halten. Nach den gängigen Masszahlen bleibt die CS im Inlandgeschäft die Nummer eins (wobei der amerikanische Konkurrent JP Morgan diesen Anspruch regelmässig infrage stellt). «2022 war nicht so schlecht, wie es die Schlagzeilen suggerierten», sagte Jens Haas, der Chef des Schweizer Investment Banking der CS. Die sehr guten Jahre 2020 und vor allem 2021 verzerrten die Sichtweise etwas.

Gut gehalten hat sich insbesondere das Beratungsgeschäft bei Firmenzusammenschlüssen und Übernahmen (M&A): Die CS hat etwa die Reisedetailhändlerin Dufry bei der Fusion mit dem italienischen Caterer Autogrill unterstützt. Auch beim Kauf des Spezialitätenpharma-Unternehmens Vifor durch CSL und bei der Übernahme der Kiosk-Kette Valora durch den mexikanischen Konzern Femsa war die Bank engagiert.

Gemäss Brice Bollinger, der das Schweizer M&A-Geschäft der CS leitet, sind die Sorgen vor einem Ausverkauf der inländischen Firmen unbegründet. Noch immer kauften Schweizer Unternehmen im Ausland stärker zu als umgekehrt.

Dagegen fanden 2022 in der Schweiz (und weltweit) viel weniger Börsengänge statt als üblich; auch wegen der schlechten Stimmung an den Börsen. Ein Teil der Firmen, die über eine Kotierung ihrer Titel nachdenken, hat entsprechende Pläne verschoben. Die Investmentbanken werden die verbuchten Ertragsausfälle allerdings auch mit ein paar nachgeholten Börsengängen nicht ausgleichen können.

Leicht rückläufig war 2022 auch das Geschäft mit Anleihen-Emissionen. Die Schweiz kam insofern glimpflich davon, als hier weniger sogenannte Junk-Bonds mit schlechter Bonität ausgegeben und gehandelt werden; dieses Geschäft litt im Vorjahr besonders. Für 2023 erwartet die CS, dass sich dieses Geschäft in der Schweiz (und weltweit) erholt, weil das höhere Zinsniveau wieder mehr Investoren anlocken wird.

Enge Zusammenarbeit im Inland

Das einheimische Investment Banking der CS muss indes auch mit bankinternen Turbulenzen umgehen. Es ist jetzt wieder stärker an die Schweizer Bankeinheit der CS angegliedert. Sowohl Haas als auch der CS-Schweiz-Chef André Helfenstein betonten die Bedeutung der spartenübergreifenden Kooperation mit dem Schweizer Firmen- und Privatkundengeschäft: Die Bank ist überzeugt, für Unternehmer noch immer das beste Gesamtpaket schnüren zu können.

Die Position der Bank wird sicherlich weiter geprüft werden. Etliche ausländische Banken bauen ihr Schweizer Firmenkundengeschäft aus, um den einheimischen Platzhirschen CS und UBS einige mittelständische Kunden und Marktanteile wegzunehmen. Jens Haas verweist indes auf die Bedeutung einer langjährigen Präsenz im Schweizer Markt; und dass manchen ausländischen Konkurrenten in der Vergangenheit der lange Atem fehlte.

Gemäss Haas und Helfenstein werden zwar angesichts der schwächeren Erträge im Vergleich zu 2021 die Boni auch in der Schweizer Investmentbank rückläufig sein. Von schwereren Sparrunden dürfte die Einheit aber verschont bleiben. Es hilft, dass die Schweizer Investmentbank der CS vor allem im Beratungsgeschäft stark ist, das weniger Kapital bindet als manche Formen des Handelsgeschäfts.

Die Schweizer Einheit soll in Zukunft überdies eng mit der CS First Boston zusammenarbeiten, in welche die CS bekanntlich einen grösseren Teil ihres globalen Investment Banking auslagern möchte.

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Melchior Poppe

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