Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (2024)

Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (1)

Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (2)Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (3)Auf Deine Leseliste in Meine Fotoschule setzen

In Zusammenarbeit mit Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (4)
Jede Digitalkamera kann heutzutage die Belichtung messen und die meisten Kameras stellen für die automatische Belichtungsmessung unterschiedliche Methoden bereit.

Nicht jede Messmethode ist für jede Situation geeignet.

Einfach fotografieren lernen mit unseren Online-Fotokursen

Für nur 6,99€ im Monat kannst Du auf über 70 Online-Fotokurse zugreifen. Lerne die Grundlagen der Fotografie - verständlich und mit vielen Praxisbeispielen. Inklusive Test und Fotokurs-Zertifikat.

Mehr Infos zu den Fotokursen

Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (5)

In diesem Beitrag möchten wir die gängigsten Messmethoden vorstellen und Anwendungsbeispiele geben, um Dir den Einstieg in die sinnvolle Belichtungsmessung zu erleichtern.

Belichtungsmessung findet in allen Programmmodi der Kameras statt. In den kreativen Programmen P, Tv (S), Av (A) und M kannst Du selbst entscheiden, welche der verfügbaren Messmethoden Du verwenden willst:

  • die Mehrfeld- oder Matrixmessung
  • die Selektivmessung
  • die Spotmessung
  • oder die mittenbetonte Integralmessung.

Landschafts- oder Portraitaufnahmen

In den vielen Motivprogrammen (zum Beispiel Landschaft oder Porträt) wird die Messmethode meist vorgegeben und lässt sich selten ändern.

Die Einstellung der Messmethode erfolgt auf höchst unterschiedlichem Wege:

  • Es können Tasten sein, die eine direkte Auswahl erlauben.
  • In manchen Fällen musst Du in das Menü der Kamera gehen.
  • Einige Kameras erlauben die Verstellung der Messmethode auch über ein Touch-Display.

Welcher Weg für Deine Kamera nun sinnvoll oder verfügbar ist, entnimmst Du den beiliegenden Handbüchern. Die Methoden zur Einstellung der Messmethode sind so unterschiedlich, dass wir eine Beschreibung in diesem Beitrag nicht vornehmen können.

In diesem Beitrag geht es darum zu zeigen, wozu die unterschiedlichen Methoden gut sind.

Belichtungsmessung: Welche Messmethode ist die richtige?

Wichtiger, als immer die „richtige“ Messmethode zu wählen, ist es zu wissen, wann man wie reagieren muss.

Du solltest Dir die Zeit nehmen, mit der Belichtungsmessung zu experimentieren, damit Du im Falle des Falles nicht lange überlegen musst, wenn es nötig wird, korrigierend einzugreifen. Lasse Dir nicht einreden, dass irgendeine dieser Messmethoden weniger „wert“ oder gar „nicht professionell“ wäre.

Wähle einfach die Methode, die Dir am besten liegt und die für Dich am ehesten vorhersehbare Ergebnisse liefert.

Wir lesen oft, dass Hobbyfotografen in den manuellen Modus gehen, da dies professionell sei.

Das ist Unsinn.

Eine manuelle Einstellung der Belichtung macht manchmal Sinn, aber nur um der Einstellung willen darauf zu verzichten ist so sinnvoll, wie am Auto das ABS abzuschalten, da „echte“ Kerle auch ohne Hilfe bremsen können.

Unterschiedliche Messmethoden

Auch wenn die meisten Digitalkameras unterschiedliche Messmethoden zur Verfügung stellen, solltest Du immer im Hinterkopf behalten, dass die verschiedenen Messmethoden nur Hilfsmittel sind, die für unterschiedliche Lichtsituationen optimiert wurden.

Mit etwas Erfahrung können mit jeder Messmethode identische Ergebnisse erzielen werden, indem man aktiv korrigierend in die Belichtungsmessung eingreift.

Die Mehrfeldmessung

Die Mehrfeld oder Matrixmessung ist die komplexeste und gleichzeitig leistungsfähigste Messmethode.

Sie erkennt verschiedene Lichtsituationen und reagiert darauf. Bei kleineren Kameramodellen werden Belichtungssensoren verwendet, die den Messbereich (ca. 80% des Sucherbildes) in 30 – 70 Messfelder aufteilen und jedes Feld für sich messen.

In neuen und teilweise teureren Modellen haben die AE-Sensoren (Belichtungssensoren) bis zu 150.000 Pixel und sind daher auch in der Lage sehr komplexe Lichtsituationen zu bewerten und können vor allem auch unterschiedliche Farben erkennen und auswerten.

An dem Bildbeispiel kann man gut sehen, wie nahezu die gesamte Motivfläche erfasst wird. Durch die relativ feine Verteilung der einzelnen Messfelder hat jedes AF-Feld sozusagen ein eigenes Messfeld.

Aus den Messwerten der einzelnen Felder ermittelt die Kamera die Belichtungswerte. Dabei werden nicht nur die Helligkeitswerte (Luminanz), sondern auch die Farbhelligkeiten und die Schärfe berücksichtigt.

Die Zusammenarbeit mit dem Autofokus ist dabei die eigentliche Stärke der Mehrfeld- oder Matrixmessung.

Belichtung und Autofokus

Wenn der Autofokus aktiv ist, erhält die Kamera für die Belichtungsmessung eine zusätzliche „Intelligenz“.

Sobald der Vorgang der Scharfstellung abgeschlossen ist, werden bestimmte Messfelder besonders gewichtet. Alle AF-Felder, die ausgewählt werden oder die bei der automatischen Messfeldwahl aktiv beteiligt sind, bekommen einen zusätzlichen Wertungsfaktor. Mit in die stärkere Wertung fließen zusätzlich AF-Felder ein, die auch scharf oder fast scharf melden, ohne dass sie jedoch an der eigentlichen Fokussierung der Kamera aktiv beteiligt waren.

Die Logik der Kamera geht davon aus, dass alle Motivteile, die sich in einer Schärfeebene befinden, bildwichtig sind und daher bei der Belichtungsmessung bevorzugt werden müssen.

Der Faktor für die Gewichtung beträgt bis zu 1,5 Blendenstufen. Bei gleichmäßigen Lichtsituationen spielt die Gewichtung kaum eine Rolle, bei Motiven mit großen Kontrasten wie Gegenlichtsituationen oder hartem mittäglichem Sonnenlicht kann diese Art der Messung den Unterschied zwischen korrekter oder falscher Belichtung ausmachen.

Verwendung der Mehrfeldmessung

Bei bewegten Motiven in Kombination mit der einem kontinuierlich folgenden Autofokus ist die Mehrfeld-(Matrix-)Messung besonders hilfreich.

Sich schnell bewegende Objekte verändern oft auch schnell die Verteilung der Helligkeiten im Motiv. Die Mehrfeld-(Matrix-)Messung ist in der Lage, diesen Änderungen kontinuierlich Rechnung zu tragen, bis ausgelöst wird. In einigen Fällen erleichtert die Matrixmessung sogar dem Autofokus die Arbeit, da bei der Motivverfolgung auch Farben erkannt werden und durch das Zusammenspiel aus AE- und AF-Messung schnelle Motive besser verfolgt werden können.

Gerade wenn es schnell gehen muss, ist die Mehrfeld-(Matrix-)Messung daher die ideale Messmethode, die Du Dir für den kleinen Nachteil erkaufst, den Schwerpunkt der Belichtungsmessung nicht selbst bestimmen zu können.

Selektivmessung

Die Selektivmessung arbeitet unabhängig vom Autofokus.

Zur Belichtungsmessung wird nur ein Kreis in der Mitte des Suchers herangezogen, dessen Durchmesser in etwa dem Abstand des obersten und untersten AF-Feldes im Sucher entspricht. Die gemessene Fläche entspricht etwa 10% des Sucherfeldes. Alle anderen Bereiche des Suchers – mögen sie noch so hell oder dunkel sein – werden bei der Messung nicht berücksichtigt.

Die Selektivmessung ist in der Messung und in dem Ergebnis wesentlich konkreter als die Mehrfeldmessung, aber auch sensibler bezüglich Fehlmessungen. Hier kommt der Unterschied zwischen dem Sehverhalten des menschlichen Auges und dem beschränkten Kontrastumfang einer Kamera zum Tragen.

Digitalkameras können einen maximalen Kontrastumfang von neun bis elf Blenden abbilden, das Auge schafft in etwa den vier- bis fünffachen Umfang. Der Grund ist die ständige Anpassung des Auges an die Umgebung – je nach Blickrichtung.

Bei hohen Kontrastunterschieden innerhalb eines Motivs kann daher die Mehrfeldmessung zu suboptimalen Ergebnissen führen, da alle Bereiche einen mehr oder minder großen Einfluss auf die Messung nehmen. Die Selektivmessung berücksichtigt dagegen die Bereiche außerhalb des Messkreises nicht. Ob die außerhalb gelegenen Bereiche nun über- oder unterbelichtet werden, hat keinen Einfluss auf die Messung.

Verwendung der Selektivmessung

Die Selektivmessung ist immer dann gefragt, wenn Du Wert darauflegst, dass ein selektierter Bereich im Sucher genau belichtet wird, und wenn die Mehrfeldmessung zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen führt.

Extreme Gegenlichtsituationen oder starke Reflexionen im Hintergrund sind typische Anwendungsfälle. Wenn das Hauptmotiv recht groß ist, aber farblich gesehen sehr dunkel oder sehr hell ist – eine Braut in ihrem weißen Kleid in einem Park –, kann die Selektivmessung helfen, schneller zu guten Ergebnissen zu kommen.

Beispiele für die Selektivmessung

In der Konzertfotografie ist das Hauptmotiv – der Musiker – häufig von vielen Strahlern und hellen Lampen umrahmt. Mit der Selektivmessung können die Einflüsse dieser hellen Lichter im Bild eliminiert werden.

Hast Du einmal versucht, einen Hund oder ein anderes Tier mit schwarzem Fell zu fotografieren? Du wirst sehr häufig feststellen, dass das Foto an sich korrekt belichtet ist, aber der Hund im Fell kaum Strukturen hat. Der Grund liegt in der Vergleichsbasis von 18% Grau.

In der Mittelwertbildung der Mehrfeldmessung ergibt sich eine korrekte Belichtung, es bleibt aber in den dunklen Tönen nicht genug Spielraum, um alle Feinheiten abzubilden. Wenn Du stattdessen die Selektivmessung verwendest, dann konzentriert sich die Messung auf das schwarze Fell und vergleicht es wieder mit dem Grauwert. Als Ergebnis wird das Foto, ebenso wie das schwarze Fell, an sich leicht überbelichtet, sodass das Fell deutlich mehr Strukturen und Zeichnung enthält.

Du kannst auch den umgekehrten Weg gehen und dunkle Bereiche zusätzlich aufhellen, und zwar durch einen Reflektor oder einen Blitz, die gezielt auf den dunklen Bereich gerichtet werden. Durch das zusätzliche Licht im dunklen Bereich reduzierst Du den Kontrastumfang des Gesamtbildes, das Fell hat wieder Zeichnung.

Die Selektivmessung birgt allerdings durchaus die Gefahr von Fehlmessungen. Zwar ist das Risiko einer Fehlmessung nicht genauso groß wie bei der nachfolgend beschriebenen Spotmessung, aber durchaus vorhanden. Du solltest daher die Aufnahmen auf dem Monitor zwischendurch immer mal wieder kontrollieren.

Wann entstehen Fehlmessungen?

Fehlmessungen entstehen insbesondere immer dann, wenn der anvisierte und gemessene Bereich in der Helligkeit einer einzelnen Farbe oder aller Farben deutlich von den Mittelwerten abweicht.

Kritisch sind besonders gelbe und rote Farben. Willst Du zum Beispiel Blumen fotografieren und eine gelbe Blüte befindet sich genau im Messbereich, wirst Du unter Umständen feststellen, dass auf den ersten Blick das Foto korrekt belichtet erscheint. Bei genauer Betrachtung sind aber die gelben Blätter ohne jede Struktur. Auch das Histogramm sieht auf den ersten Blick korrekt aus. Erst die Betrachtung der einzelnen Farbkanäle bringt Aufschluss.

Dazu unser Tipp:

Verlasse Dich nicht nur auf die automatische Belichtungsmessung, sondern fotografiere bewusst.

Experimentiere mit den Messmethoden und der Belichtungskorrektur und vergleiche die Ergebnisse und die Daten. Je öfter Du so arbeitest, desto schneller entwickelst Du ein Gefühl für das Licht. Mit zunehmender Erfahrung kannst Du sehr treffsicher einschätzen, welche Werte der Belichtungsmesser finden wird, und wirst in der Lage sein, aus dem Bauch heraus die passende Korrektur zu finden.

Spotmessung

Die Spotmessung ist sozusagen die kleine Schwester der Selektivmessung.

Es wird nur ein sehr kleiner Bereich des Sucherbildes gemessen. Der Bereich, der gemessen wird, wird im Sucher oft in Form eines kleinen Kreises angezeigt und beträgt ca. 2-4% der Sucherfläche. (Spitzenmodelle vieler Marken erlauben sogar eine an die AF-Felder gekoppelte Multispotmessung, was wir aber nur am Rande erwähnt haben wollen, hier geht es um die generelle Funktion der Spotmessung).

Der kleinere Messbereich gegenüber der Selektivmessung hat Vor- und Nachteile:

Vorteil ist, dass sich die Messung präzise auf einen Punkt beschränken lässt.

Nachteil ist die erforderliche Genauigkeit in der Messung, kleine Änderungen an der Bildgestaltung im Sucher führen zu eklatant anderen Messergebnissen.

Die Spotmessung ist der Selektivmessung sehr ähnlich, es wird jedoch nur noch ein sehr kleiner Teil der Sucherfläche um den mittleren Sensor herum gemessen. Die Spotmessung erlaubt damit eine äußerst präzise Messung, die insbesondere bei sehr kontrastreichen Motiven angewendet wird.

Verwendung der Spotmessung

Die Spotmessung wird hauptsächlich in der professionellen Fotografie verwendet. In der Presse- und Reportagefotografie ist es wichtig, dass die Messung genau auf dem Punkt sitzt.

Das Gesicht des Prominenten im Fond des Autos oder der Sportler im Sprung sind wichtig. Ob die Umgebung zu hell oder zu dunkel ist, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es muss einfach in vielen Fällen schnell gehen, es ist keine Zeit, sorgfältig die Belichtung zu kontrollieren und zu korrigieren. Spotmessung und mittleres AF-Feld stellen sicher, dass die Belichtung genau auf dem Punkt sitzt – auf dem Punkt der maximalen Schärfe.

Sind Motive sehr kontrastreich, dann stellt die Spotmessung sicher, dass genau dort noch Zeichnung im Bild ist, wo man Zeichnung haben möchte. Der Messwertspeicher erlaubt es, die Spotmessung auch auf Bereiche außerhalb der Suchermitte anzuwenden.

Dafür visierst Du den Bereich an, der für die Belichtung wichtig ist und drückst dann mit dem Daumen auf die Taste für die AE-Speicherung (siehe dazu das Handbuch der jeweiligen Kamera). Der gemessene Wert wird bis zum nächsten Auslösen gespeichert, Du kannst dann in Ruhe den richtigen Motivausschnitt auswählen.

Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (16)

Mittenbetonte Integralmessung

Die mittenbetonte Integralmessung entspricht in etwa der Mehrfeldmessung mit aktiviertem mittleren AF-Feld.

Die Gesamtfläche der Messung entspricht der Fläche, die bei der Mehrfeldmessung mit einbezogen wird. Schwerpunkt der Messung ist die Suchermitte. Der Kreis der Hauptmessung ist in etwa so groß wie bei der Selektivmessung.

Verwendung der Mittenbetonten Integralmessung

Die Integralmessung ist eine schon länger existierende Messmethode, die eingeführt wurde, weil zentrale Messmethoden wie die Selektiv- und die Spotmessung das Umfeld nicht ausreichend berücksichtigen. Die Integralmessung geht davon aus, dass sich der bildwichtige Teil des Motivs in der Mitte befindet, und bewertet diesen besonders, allerdings unter Beachtung des restlichen Sucherbereiches.

Der Umgang mit der Integralmessung bedarf einiger Erfahrung, ist aber, wenn man seine Eigenheiten kennt, ein sehr gutes Werkzeug.

Lesetipp: Online-Fotokurs „Belichtung: Die Messmethoden richtig einsetzen“

Es gibt nicht „die“ richtige Messmethode. Viel wichtiger ist zu wissen, wie Du sie benutzt und wie Du richtig reagieren musst. In unserem Fotokurs Belichtung: Messmethoden richtig einsetzen erklären wir Dir die gängigsten Messmethoden und geben Dir Tipps, wann Du welche Methode einsetzt.

Ähnliche Fotografie-Tipps

  • Belichtung – Programmautomatik

    In Zusammenarbeit mit Fast jede Digitalkamera verfügt heutzutage über ein vollautomatisches Programm. Der Fotograf muss sich…

  • Belichtung: Blendenautomatik – So setzt Du diese gezielt ein

    In Zusammenarbeit mit Die Blendenautomatik gehört zu den kreativen Programmen. Die Automatik erlaubt es bestimmte Werte…

Belichtungsmessung: Methoden und Anwendungsbeispiele (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Rev. Porsche Oberbrunner

Last Updated:

Views: 6232

Rating: 4.2 / 5 (53 voted)

Reviews: 84% of readers found this page helpful

Author information

Name: Rev. Porsche Oberbrunner

Birthday: 1994-06-25

Address: Suite 153 582 Lubowitz Walks, Port Alfredoborough, IN 72879-2838

Phone: +128413562823324

Job: IT Strategist

Hobby: Video gaming, Basketball, Web surfing, Book restoration, Jogging, Shooting, Fishing

Introduction: My name is Rev. Porsche Oberbrunner, I am a zany, graceful, talented, witty, determined, shiny, enchanting person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.