5 Dinge die du bei deiner ETF-Auswahl beachten musst (2024)

Nachdem ich dir im sechsten Beitrag dieser Serie gezeigt habe, worin der Vorteil von ETFs gegenüber aktiven Fonds besteht und warum du passiv investieren solltest, möchte ich dir heute fünf Punkte aufzeigen, die du bei deiner ETF-Auswahl beachten solltest. Dies ist der neunte Artikel in meiner Serie: Dein persönlicher Finanzplan – In 11 Schritten.

Doch eins vorweg: Genauso wie die Finanzmärkte einem ständigen Wandel unterliegen, so passt sich auch die Bankenwelt immer weiter an. Es ist ein bekanntes Problem (für die Banken), dass sie mit passiven Anlageformen deutlich weniger Geld verdienen, als mit aktiven. Eine Bank verdient schließlich nur wenn der Kunde sein Depot umschichtet. Das Gleiche gilt auch für die Fondsgesellschaften. Mit aktiven Fonds und hohen Gebühren von 2% und mehr pro Jahr, ließ sich gutes Geld verdienen. Anders sieht das aber mit Indexfonds und Gebühren von weniger als 0,5% aus.

Worauf will ich also hinaus. Nur weil eine Bank oder Fondsgesellschaft bei irgendeinem Produkt die drei Buchstaben ETF in den Namen mitaufnimmt heißt das leider schon länger nicht mehr, dass es sich auch um einen „echten ETF“ in unserem Sinne der passiven Geldanlage handelt. Die Ideenfabrik der Banken macht aus einem (in meinen Augen) wirklich anlegerfreundlichen und sinnvollen Produkt wieder etwas super Ausgefuchstes und kompliziertes. SmartBeta, Hebel, Short, Long etc., oft auch als ETFs auf Strategieindizes bezeichnet, entsprechen in keiner Weise der ursprünglichen Idee einer passiven Investmentstrategie. Auch wenn die Werbebroschüren häufig verlockend klingen („Wir begrenzen ihr Risiko und erhöhen Ihre Rendite…“) halte ich viele von Ihnen für schlichtweg nutzlos. Banken nutzen diese Konstrukte um im Windschatten des ETF-Hypes noch ein bisschen mehr Gewinn aus den Privatanlegern herauszukitzeln.

Kommen wir aber zum eigentlichen Thema, worauf solltest du achten wenn du einen für dich passenden ETF suchst. Welche Entscheidungen musst du treffen, welche Unterschiede gibt es?

Produktauswahl/Indexauswahl

Am Anfang steht natürlich die Produktauswahl. Wie in den vorherigen Beiträgen schon erklärt gibt es neben Aktien-ETFs noch eine Vielzahl anderer ETFs, zum Beispiel auf Anleihen. Im Folgenden möchte ich den Fokus jedoch wie gehabt auf das Thema Aktien-ETF legen.

Ein ETF ist ein Finanzinstrument welches den Markt (dargestellt durch einen Index) nachbildet und im Idealfall die dem Index zugrundeliegende Rendite abbildet. Aus diesem Grund ist die Auswahl eines geeigneten Index entscheidend. Für fast jede Strategie gibt es passende Indizes. Angefangen mit weltweiten Indizes (z.B. MSCI World, MSCI Emerging Markets) über einzelne Regionen (MSCI North America, Stoxx Europe) oder einzelne Länder (z.B. S&P 500 (USA), DAX (Deutschland)). Auch das Zusammenfassen ähnlicher Unternehmen in einem Branchenindex ist eine Möglichkeit. Als Ausgangspunkt steht also deine Strategie nach der du verschiedene Indizes auswählen kannst.

Eine häufige Strategie ist es, die gesamte Welt mit ETFs abzudecken, als Standard hat sich hier der MSCI World in Kombination mit dem MSCI Emerging Markets herauskristallisiert. Diese Kombination ist in meinen Augen die einfachste und bildet die Basis für viele ETF-Depots.

Meine Finanz-Tools, die ich zur Zeit nutze und empfehle*:

  1. Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
  2. Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
  3. Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
  4. comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
  5. DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
  6. Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)

    Wichtig: Wie oben bereits angeführt, achte bei der Auswahl eines passenden Index darauf, dass es sich um einen bekannten und transparenten Index handelt. Banken denken sich gerne ihre eigenen, künstlichen Strategieindizes aus um ihre ETFs zu verkaufen.

    Thesaurierung vs. Ausschüttung

    Der zweite grundlegende Unterschied ist die Verwendung der Ausschüttung der im Index enthaltenen Dividenden:

    • Thesaurierende ETFs behalten die Ausschüttungen und erhöhen dadurch den jeweiligen Anteilswert. Das in Form von Dividenden ausgeschüttete Geld wird durch den ETF-Anbieter sofort wieder weiter angelegt und kann weiter für dich und deine Ziele arbeiten. Der Vorteil dieser Möglichkeit ist die konsequentere Ausnutzung des Zinseszinseffektes. Ein Nachteil kann unter Umständen die steuerliche Behandlung bei ausländischen ETFs sein, bei denen das Geschäftsjahr nicht deckungsgleich mit dem deutschen Steuerjahr (Kalenderjahr) ist.
    • Ausschüttende ETFs schütten die eingesammelten Dividenden direkt an dich als Anleger aus. Dies geschieht, je nach ETF, zwischen einem und vier Mal im Jahr. Die Ausschüttung hat den Vorteil, dass du einen regelmäßigen Rückfluss der Gewinne direkt auf dein Konto hast. Als deutscher Anleger könntest du darüber hinaus vom Sparerpauschbetrag profitieren. Durch die Ausschüttungen kannst du Gewinne zeitlich vorziehen und somit von einer Steuerersparnis bis ca. 200 Euro pro Jahr profitieren.

    Die Entscheidung, ob du thesaurierende ETFs oder ausschüttende ETFs bevorzugst ist also primär Geschmackssache.

    Die Replikationsmethode

    Was soll das denn schon wieder sein? Wie du weißt, ist es das Ziel eines ETFs einen Vergleichsindex, z.B. den DAX, möglichst genau abzubilden. Dafür gibt es im Grunde zwei verschiedene Möglichkeiten:

    • physische Replikation
      Bei der physischen Replikation werden die im Index enthaltenen Werte durch den ETF-Anbieter in der richtigen Anzahl gekauft. Wenn wir als Beispiel den DAX nehmen, kauft der Anbieter also Anteile an allen dreißig Unternehmen des DAX. Größere Unternehmen werden dabei stärker Gewichtet, kleinere Unternehmen entsprechend schwächer. Ändert sich nun die Zusammensetzung des DAX, so wird auch der ETF entsprechend Anteile verkaufen und kaufen, um den Index weiterhin darzustellen. Dieses Vorgehen wird auch als „full-replication-Methode“ bezeichnet, da alle im Index enthaltenen Unternehmen durch den Anbieter gekauft werden.
      Im Gegensatz zur full-replication-Methode ist das sog. „sampling“ zu unterscheiden. Gerade bei sehr großen Indizes (z.B. MSCI World mit >1.500 Unternehmen) ist es nicht mehr möglich, alle Unternehmen in der richtigen Anzahl zu kaufen. Zum einen wäre es mit einem viel zu hohen Aufwand verbunden, zum anderen sind einzelne Unternehmen einfach gar nicht handelbar. Deswegen wird der Index über sampling nachgebildet. Gemäß dem Pareto-Pareto-Prinzip kann der Index bereits durch die größten 50, 100 oder 200 Unternehmen vergleichsweise gut dargestellt werden. Es wird also eine bestimmte Auswahl an Unternehmen mit dem größten Gewicht im Index gekauft durch welche der eigentliche Index stellvertretend abgebildet wird. Es ist also eine Gratwanderung zwischen dem Aufwand (Kosten) und der Genauigkeit der Nachbildung (Tracking Error).
    • synthetische Replikation
      Bei der synthetischen Replikation hält der ETF selbst nicht unbedingt die im Index enthaltenen Aktien. Dennoch bildet der ETF die Performance des zugrundeliegenden Index ab. Dies passiert über ein sogenanntes Swapgeschäft. Vereinfacht ausgedrückt, verpflichtet sich der Swappartner (Kontrahent), als Partner die Performance des Index und aller Dividendenzahlungen bereitzustellen. Da die Lieferung der „korrekten“ Rendite vereinbart ist, sind synthetisch replizierende Fonds in der Regel genauer in der Nachbildung. Sinn macht ein solches Konstrukt also aus kosten Sicht in dem Moment ab dem die Transaktionsgebühren der Nachbildung die Swapgebühren übersteigen. Natürlich gibt es aber auch Risiken: Geht der Swappartner pleite, bleiben dem ETF zwar noch die Sicherheiten des Partners zur Verwertung, da es aber bis jetzt noch keinen Fall gegeben hat in welchem die Swappartner reihenweise pleite gegangen sind, bleibt der Präzedenzfall noch abzuwarten.

    ETF-Kosten

    Wir alle wissen, dass ETFs vor allem aufgrund der deutlich geringeren Kosten gegenüber aktiven Fonds im Vorteil sind. Doch auch zwischen den einzelnen ETFs kann es unter Umständen große Unterschiede geben. Du solltest daher bei der Auswahl eines passenden ETFs die folgenden drei Kostentreiber im Auge behalten:

    • Total Expense Ratio (TER) – Gesamtkostenquote
      In der TER sind die laufenden, jährlichen Verwaltungskosten enthalten. Sie gibt schon einmal einen ersten guten Überblick über die regelmäßig anfallenden Kosten. Dinge wie Verwaltung, Regulierung, Anwaltskosten usw. sind hiermit bereits abgedeckt. Die Kosten sind nicht gesondert zu entrichten sondern werden tag genau vom Wert des ETFs abgezogen.
      Obwohl die „Gesamtkostenquote“ nach unserem Sprachgebrauch eigentlich alle anfallenden Kosten enthalten sollte, ist dem natürlich nicht so. Nicht enthalten sind nämlich die internen Handelskosten für den Kauf und Verkauf der zugrundeliegenden Index-Werte, wie auch eventuelle Kosten für Swap-Geschäfte. Je nach Repliktionsmethode kann also eine ordentliche zusätzliche Kostenbelastung auf uns zukommen, ohne dass diese in der TER enthalten ist.
    • Tracking Difference (TD)
      Die Lösung für das Problem der in der TER nicht enthaltenen Kosten ist die Tracking Difference. Sie gibt an, wie weit der ETF von der Performance seines Ziel-Index entfernt ist. Wenn der DAX in einem Jahr also 10% Gewinn macht, der ETF aber nur 9,5%, dann beträgt die Differenz 0,5%. Da das Ziel unserer ETF-Anlage die Nachbildung eines Index war, entspricht die Differenz unseren „wahren“ Kosten.
      In der Praxis sind diese Werte (im Gegensatz zur TER) nicht standardisiert angegeben. Am einfachsten ist es daher wahrscheinlich einen Langfrist-Chart heranzuziehen in welchem ETF und Index aufeinander gelegt werden können. Hier sollte unbedingt ein Zeitraum über mehrere Jahre betrachtet werden.
    • persönliche Kosten
      Als dritter Punkt sind deine persönlichen Kosten zu betrachten. Hier sind zum Beispiel deine Depot-Gebühren und deine Transaktionskosten zu nennen. Hier empfehle ich das Depot bei der comdirect*. Viele sogenannte „Top-Preis ETFs“ der bekannten Anbieter Comstage und iShares können kostenlos im Sparplan bespart werden.

    Fondsgröße

    Es kann passieren, dass ein Fonds geschlossen und damit abgewickelt wird. Zum einen ist es ärgerlich weil es Aufwand für die Neuanlage, das Umstellen von ETF-Sparplänen und unter Umständen sogar eine Änderung der Strategie zur Folge hat. Zum anderen kann es aber auch eine Menge Geld kosten. Stell dir vor, dein ETF steht gut im Plus und wird dann abgewickelt. Auf einen Schlag sind alle angefallenen Gewinne zu versteuern und der Steuerstundungseffekt ist dahin. Auch wenn es natürlich keine Sicherheit gibt, so gibt es doch ein paar Punkte auf die du zumindest einen kurzen Blick werfen solltest, um das Risiko vielleicht ein bisschen zu reduzieren.

    • Fondsanbieter
      Im ETF Bereich tummeln sich einige Anbieter, es gibt aber vor allem eine Hand voll großer Anbieter am Markt. Ich möchte an dieser Stelle keine Namen nennen, wenn du dich aber mit dem Thema beschäftigst wird dir bereits nach wenigen Minuten auffallen, dass einige Fondsanbieter immer wieder auftreten. Sie sind schon länger am Markt und daher solide, die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Geschäft aufspalten, verkaufen oder einstellen ist meiner Meinung nach bei den Großen deutlich geringer als bei irgendeinem Nischen-Anbieter.
    • Volumen
      Ausschlaggebend für die Größe eines ETFs ist das verwaltete Vermögen, bzw. das Volumen. Ein großer ETF sollte etwa 500 Mio. und mehr verwalten. Wir achten hier nicht auf den Cent deswegen ist es egal, ob es nun Dollar oder Euro sind. Es geht vor allem darum einmal eine Hausnummer genannt zu haben.
    • Alter
      Der zweite wichtige Anhaltspunkt ist das Alter des ETFs. Wie lange ist er schon am Markt? Nach etwa 5 Jahren sollte er sich etabliert haben.

    Ich hoffe du konntest einiges aus diesem Beitrag für deine ETF-Auswahl mitnehmen. In der nächsten Woche beschäftigen wir uns mit dem „Weltdepot“ für ETF-Anleger.

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    Author: Annamae Dooley

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